Montag, 4. Oktober 2021

Schloss Favorite Ludwigsburg | Allgemeines 9. Oktober 1748: Ein fulminantes Feuerwerk für Herr und Frau Herzog

Am 9. Oktober 1748 bot sich bei Schloss Favorite Ludwigsburg ein „exotisches“ Spektakel: Ein prächtiges Feuerwerk erleuchtete den Himmel für den frisch verheirateten Herzog Carl Eugen und seine Frau Elisabeth Friederike Sophie – das Jagdschloss Favorite mit seiner großen Freitreppe bot die perfekte Kulisse für das ungewöhnliche Schauspiel. Mit dem Themenjahr „Exotik. Faszination und Fantasie“ beleuchten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg das Außergewöhnliche in den Monumenten.

DIE HOCHZEIT DES HERZOGS

Herzog Carl Eugen (1728‒1793) war einer der lebenslustigsten Herzöge der württembergischen Geschichte. Prunk, Pracht und Exotisches waren für den Monarchen das Höchste – im ganzen Land hinterließ er monumentale Schlösser und feierte berauschende Feste. Als er 1748 Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth (1732‒1780) heiratete, zogen sich die Hochzeitsfeierlichkeiten über mehrere Wochen hin, ein Höhepunkt jagte den nächsten. Das wohl beeindruckendste Fest fand am 9. Oktober 1748 in Ludwigsburg statt.

 

SCHÖNER AUSBLICK VOM RESIDENZSCHLOSS

An diesem Abend kehrte das Paar nach einer Parade ins Residenzschloss Ludwigsburg zurück. Von dort aus hatten der Herzog und die Herzogin den besten Blick auf Schloss Favorite und die dort „zubereitete schöne Illumination, und das davor placierte Feuerwerck“ – so schilderte es ein Jahr später der württembergische Kunstkammer-Antiquarius Wilhelm Friedrich Schönhaar. Das Herzogspaar betrachtete vom Gardesaal im ersten Obergeschoss aus ein „Lustfeuerwerk“ – ein wahres Spektakel für Augen und Ohren, das von China aus die Welt eroberte.

 

DAS FEUERWERK EROBERT EUROPA

Feuerwerk ist eine Erfindung aus dem Land der aufgehenden Sonne. Schon seit rund 1000 Jahren begeistert es Menschen. Besonders in der Nacht zeigen die bunten Farben und lauten Knalle ihre beeindruckende Wirkung. Das Wissen um die Feuerwerkskunst gelangte über die Jahrhunderte von China aus nach Europa. Das pyrotechnische Schauspiel aus Asien entwickelte sich im Barock zum festen Bestandteil höfischer Feste. Feuerwerk war verschwenderisch und nur für den Moment – damit eignete es sich perfekt, um Reichtum und Macht zu zeigen.

 

BUNTE FARBE AM HIMMEL

Das Ludwigsburger Lichterspektakel wurde von eigens engagierten Feuerwerkskünstlern komponiert. Der ganze Hügel war in eine Bühnenarchitektur verwandelt worden. Tausende Lichter brannten rundherum. Das Schauspiel begann mit Kanonenschüssen: Die lauten Knalle halten durch ganz Ludwigsburg. Dann folgten „20 Lust-Kugeln, 2 Zwölf-pfündige, 2 Neun-pfündige, 2 Sechs-pfündige Racketen, … 24 Feuer-Räder, 2 Pfauen-Schwänz, … 1200 Racketen auf einmal …“ und vieles mehr. Das Feuerwerk versprühte bunte Farbe in den Nachthimmel. Zum Abschluss wurden noch einmal 20 Kanonenschüsse abgefeuert.

 

EIN FEUERWERK FÜR DIE EWIGKEIT

Der Künstler Jacob Wangner hielt das spektakuläre Feuerwerk in einem Kupferstich für das Buch von Kunstkammer-Antiquarius Wilhelm Friedrich Schönhaar fest. Der Druck zeigt den enormen Aufwand, der für das kurze Vergnügen der Sinne betrieben wurde. Wilhelm Friedrich Schönhaar erläuterte das Geschehen: „Oben auf der Altanen in der Mitte, brannten die beede Hochfürstlichen Namen CF unter einem Fürsten-Hut, und auf denen beeden Steegen-Galerien … sahe man wiederum die mit Fürsten-Hüten oben bedeckte Hochfürstl. Namen C. und F. jeden besonders, in blauem, rothem und weissem Feuer brennen“. In einiger Entfernung von Schloss Favorite standen zwei „Ehren-Pforten mit blauen Festonen, auf deren einten die Buchstaben V. C. H. nemlich Vivat CARL, Herzog, auf der andern aber V. F. H. das ist: Vivat FRIDERICA, Herzogin, in blauem Feuer brannten, beede oben mit brennenden Fürsten-Hüten bedeckt.“

 

RESIDENZSCHLOSS UND SCHLOSS FAVORITE LUDWIGSBURG

Das Residenzschloss Ludwigsburg wurde unter Herzog Carl Eugen in ganz Europa bekannt. Zwischen 1765 und 1775 nutzte der Monarch das riesige Schloss als Residenz. Pompöse Feste, prächtige Ballett- und herrliche Opernaufführungen brachten den Hof zum Glänzen. Schloss Favorite hingegen war nicht für längere Aufenthalte geeignet: Es gab keine Wohn- und Schlafräume, Herrscher und Hofstaat übernachteten im nahen Residenzschloss. Mit seinen glanzvoll geschmückten Innenräumen war es die ideale Kulisse für rauschende Feste. Das Jagdschloss war ein Rückzugsort, an dem sich der Regent vom höfischen Zeremoniell erholen konnte.

 

THEMENJAHR „EXOTIK. FASZINATION UND FANTASIE“

Mit dem Themenjahr „Exotik. Faszination und Fantasie“ erkunden die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg in diesem Jahr die Wege von duftenden Gewürzen, kostbar gearbeitetem Kunsthandwerk und außergewöhnlichen Pflanzen nach Europa. Die Sucht und Sehnsucht nach Exotik bereicherte die höfische Inszenierung um viele Glanzpunkte. Auch die Kehrseite der Medaille wird beleuchtet: Die europäische Neugier und Besitzgier, der Wissens- und Expansionsdrang führten überall auf der Welt zu Gewalt und Ausbeutung von Mensch und Natur.

 

BILDNACHWEIS

„Lustfeuerwerck So zu Ludwigsburg Anno 1748 den 9. October gehalten worden“, Kupferstich von Jacob Wangner aus Schönhaar, Wilhelm Friedrich: „Ausführliche Beschreibung Des Zu Bayreuth im September 1748 vorgegangenen Hoch Fürstlichen Beylagers, und derer zu Anfang des Octobers ... erfolgten ... Heimführungs Festivitaeten des ... Herrn Carls, regierenden Herzogs zu Württemberg ... und der ... Frauen Elisabethae Fridericae Sophiae... gebohrner Marg Gräfin zu Brandenburg Baÿreuth &c. ...“. Stuttgart 1749.

 

Quelle: Sächsische Landesbibliothek – Staats und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB)

Signatur: Hist.Suev.53.m

Bildrechte: Kein Urheberrechtsschutz (Public Domain Mark 1.0)

 

SERVICE UND INFORMATION

ÖFFNUNGSZEITEN

Residenzschloss Ludwigsburg

Mo‒So, Feiertage 10:00‒17:00 Uhr

Schlossführungen im Halbstundentakt zur vollen und halben Stunde

Dauer: ca. 60 Minuten

 

Keramikmuseum

Freitag, 1. bis Sonntag, 31. Oktober: Sa, So 10:00–17:00 Uhr

 

Schloss Favorite

Sonntag, 10:00–16:00 Uhr

Das Erdgeschoss ist frei zugänglich. Die Schlossräume im Obergeschoss sind im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Diese finden stündlich statt.

 

EINTRITT

Residenzschloss Ludwigsburg

Erwachsene 8,50 €, ermäßigt 4,30 €, Familien 21,30 €

Inklusive Führung „Herzog“ oder „Herzogin“

 

Ergänzungsticket Keramikmuseum

Erwachsene 3,00 €, ermäßigt 1,50 €, Familien 7,50 €

 

Schloss Favorite Ludwigsburg

Erwachsene 5,00 €, Ermäßigte 2,50 €, Familien 12,50 €

 

HINWEISE

Für den Besuch der beiden Ludwigsburger Monumente gilt der 3G-Nachweis: Es muss eine Impfdokumentation (Impfpass oder Impfbescheinigung) über eine vollständige Impfung (vor mindestens 14 Tagen), eine Bescheinigung über eine mittels PCR-Test bestätigte Infektion (nicht älter als 6 Monate), ein negativer Corona-Test (nicht älter als 24 Stunden) einer offiziellen Teststelle (Testzentrum, Apotheke oder ähnliches) oder ein negativer PCR-Test (nicht älter als 48 Stunden) vorgelegt werden. Ausgenommen sind Kinder bis einschließlich fünf Jahre, Kinder mit sechs und sieben Jahren, die noch nicht eingeschult wurden, sowie Schülerinnen und Schüler, die als Nachweis den Schülerausweis vorzeigen können. In den Innenräumen besteht die Pflicht zum Tragen einer FFP2- oder OP-Maske. Der Abstand zu anderen Personen von mindestens 1,5 Metern ist einzuhalten. Es besteht eine Pflicht zur Erhebung und Datenverarbeitung der Kontaktdaten der Gäste zur eventuellen Infektionskettennachverfolgung gemäß § 6 Corona-Verordnung. Dies kann vor Ort oder über das Kontaktformular unter www.schloss-ludwigsburg.de erfolgen.

 

INFORMATIONEN UND BUCHUNG

Residenzschloss Ludwigsburg

71634 Ludwigsburg

Telefon +49 (0) 71 41.18 64 00

info@schloss-ludwigsburg.de

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